The Art of Making wine
Was tun, wenn der Loire-Chenin alle ist? Oder der Bordeaux Cabernet aus? Gar kein Problem: Einfach mal nach Südafrika greifen! In der Küstenregion herrscht ein heißes Klima, das ideal für kräftige Rotweine wie Cabernet, Pinotage und Syrah ist. Vereinzelte kühlere Mikroklimata sorgen dagegen für üppige Chardonnay- und Sémillon-Weine, aber auch crispy Chenin Blancs. Zwei herausragende Handwerksbetriebe geleitet von kreativen Köpfen, der eine ein ehemaliger Kunststudent und der andere ein Architekt a.D. zeigen, wie inspirierend Südafrika sein kann.
Testalonga: Rohstoff aus dem Swartland
Craig und Carla Hawkins produzieren seit 2008 im Swartland wohl mit die interessantesten Weine Südafrikas. Testalonga, anfangs nur als Nebenerwerb gegründet, umfasst mittlerweile 11 Hektar Weinberge auf Granitböden um den Paardeberg sowie vier Hektar auf den Sandsteinböden um den Piketberg, alles biologisch bewirtschaftet. 2015 kauften Craig und Carla eine Farm namens Bandits Kloof, 2018 pflanzten sie hier die ersten Reben Carignan und Chenin Blanc. Bei Testalonga entsteht Wein aus Trauben. Nichts anderem. Das ist ihre Philosophie. Puristisch und völlig unter dem Radar. Sympathisch!
2023er Baby Bandito Chenin Blanc. Knackig, zitrisch, fresh, wächst auf Granitböden, wird spontan vergoren und nach fünf Monaten in großen Fässern unfiltriert abgefüllt. Extrem kompakt mit viel Salz und Druck, absoluter Trinkfluss, der einen eher an die Loire als nach Südafrika transportiert.
2021er Baby Bandito Carignan. Schlanke 12 % Vol. machen ihn so zart und vital, dass man lieber das Fass statt die Flasche hätte. Leicht funky, etwas blumig-duftig, dabei extrem juicy mit Noten von Sauerkirsche und Johannisbeere. Kühl genießen!
2020er Chenin Blanc El Bandito Cortez. Hier stammen die Trauben von über 50 Jahre alten Reben aus einem gerade mal einen halben Hektar großen Weinberg. Gewohnt natural, ruhig mit Aromen von hellem Honig und Holunder, straffer Säure und offener, würziger Art.
Nette Trivia: Craig hat in der Schule Kunst studiert, weil aber die Zeit zum Malen fehlt, nutzt er seine Etiketten als Leinwand. Das Baby-Bandito-Label zum Beispiel ist ein Foto, das sein Bruder von Street Art in Kambodscha gemacht hat. Was ihn inspiriert, landet irgendwann auf einem Etikett. Hot shit. Mehr davon!
De Trafford: Power-Cabernet aus Stellenbosch
Auch hier sind zwei kreative Köpfe am Werk. David Trafford ist Architekt, Rita seine Frau Malerin. Ihre Liebe zum Wein führten sie zu einer erfolgreichen Karriere als Wine Maker. Ihre einstige Berufung leben die beiden auf ihren Etiketten aus. Diese zeigen den Grundriss der Winery, die David selbst entworfen und gestaltet hat oder Ritas künstlerische Motive. Nun ist Wein für die Traffords die Kunstform, die einer perfekten Komposition bedarf.
Zu den Cabernet-Klassikern vom Kap gehören seit langem auch die Weine von De Trafford. Erfahrungen sammelte David in Bordeaux - und das schmeckt man in seinen Weinen deutlich, fein und elegant reifen vor allem seine Cabernets außerordentlich. Derzeit liefern ganz besonders die 14er, 15er und 16er Cabernets ab:
2014 ist tief dunkel mit Noten von Cassis und Leder, roten Früchten und erdiger Würze. Am Gaumen extrem komplex und vielschichtig mit subtilem Tannin und Tiefe.
2015 mit vielen nussigen und rotbeerigen Aromen im Duft, rauchigen Noten, dabei keinesfalls anstrengend. Auch die 15 % Vol. machen ihn nicht üppig, sondern geben dem Wein Struktur und Länge.
2016 ist wohl noch der jugendlichste in der Runde mit Ecken und Kanten, dunklen und ledrigen Aromen; am Gaumen dann schwarze Kirsche und Johannisbeere. Hier ist das Motto: Je mehr Luft, desto mehr Spaß. Sip Cabernet!
Südafrika - seine Talente schauen über die Grenzen, kennen die Welt, erfinden sich neu. Magie entsteht nur dort, wo sich Leidenschaft entfalten kann. Was die Kap Winzer aus ihren Weinbergen herausholen ist mehr als berauschend. We adore it!