A GLAS OF IST OWN
Deutscher Wein in der Krise? Die aktuellen Meldungen überschlagen sich. Qualitativ? Ganz sicher nicht. Das wird wieder mit dem Verkaufsstart der VDP.GROSSEN GEWÄCHSE deutlich. Denn sie stellen weiterhin die Speerspitze der deutschen Weinkultur dar. Ausgewählte Weingüter, die besten Lagen und verbandsinterne, strenge Vorgaben lassen Jahr für Jahr wahre Crus entstehen.
Je nach Jahrgang fällt das den Winzern leichter oder aber ihr wahres Können zeigt sich. Schließlich zählt das, was am Schluss im Glas landet. Wie hat Nicola Libelli, Kellermeister des legendären Weinguts Dr. Bürklin- Wolf einst gesagt: " Der Glas lügt nie!" Und so ist es. Die aktuellen Releases drehen sich vor allem, bis auf einige Ausnahmen, um das Weißweinjahr 2024 und um das Jahr 2023 bei Rotweinen, fast ausschließlich Spätburgunder.
2024 war ein Jahr des Wartens bis die physiologische Reife da war. Andi Rings zieht sogar Vergleiche zum Jahrgang 2021, allerdings ohne dessen Extreme, und nennt den Jahrgang klassisch deutsch. Die Rieslinge strahlen mit ihrer offenen, sehr feinfruchtigen Art und im besten Fall mit ambitioniert herausgearbeiteter Mineralik, bei recht niedrigen Alkoholgehalten. Ein klassischer Cool-Climate Jahrgang. Johannes Jülg aus Schweigen-Rechtenbach in der Südpfalz, einer der jüngsten VDP-Neuzugänge, bestätigt das und schwärmt von eleganten weißen Burgundern. Oliver Müller von Wagner-Stempel im rheinhessischen Siefersheim, wo ohnehin immer etwas länger auf die Reife gewartet wird, zieht seine Bilanz und empfindet die Rieslinge als knackig, mineralisch, hochelegant und klassisch. Allerdings mit maximal der Hälfte der Menge als sonst üblich.
Und ja, auch wir freuen uns wahnsinnig darauf, euch diese Weine ausliefern zu dürfen. Ganz nebenbei hat Bürklin-Wolf mit seinem 2024 Riesling aus dem Forster Kirchenstück wieder die 100 Punkte von James Suckling eingeheimst! Zurecht. Ein Monument für die Ewigkeit. Die Gebrüder Rings verschieben vor allem mit den Rieslingen aus Saumagen und mit dem ultrararen Kreid die Grenzen wahrnehmbarer Mineralik. Die Rieslinge von Sophie und Steffen Christmann sind gelber, eine Spur fleischiger und teilweise sogar etwas wilder als in den Vorjahren. H.O. Spanier und Carolin Spanier-Gillot liefern für uns wieder einmal genau das, was man von einem Terroirwein erwarten darf: die weitestgehende Abstinenz von Frucht, Stein und Salz im Vordergrund. Brachiale Haptik, Tiefe und Ruhe. Und das sind nur einige Beispiele im großen Reigen der meisterhaften GG´s 2024
Aber nun lasst uns über die Spätburgunder sprechen. Aus 2023.
Der Jahrgang sah zu Beginn ziemlich ähnlich aus wie 2022. Nämlich heiß und trocken. Bis Mitte August. Da kamen nämlich die zuvor ersehnten Niederschläge und kühlere Temperaturen daher. Rasch wurde es aber wieder deutlich wärmer, was in Verbindung mit der Feuchtigkeit für hohen Fäulnisdruck gesorgt hat. Allerdings war die Grundreife sehr gut. Bei dünneren Schalen als in 2022. Wieder mal musste bei der ohnehin extrem sensiblen Rebsorte auf penibelste Selektion geachtet werden. Bei Gütern wie Jülg und Rings bedeutete das mehrfache Auslese im Weinberg und ein weiters Mal auf dem Sortiertisch im Kelterhaus. Das wiederum sorgte für Kleinstmengen. Ja, Spitzenpinot kann eben nicht günstig sein. Die Weine fallen insgesamt feiner und kühler aus als im Vorjahr, mit vielleicht nicht der brachialen Opulenz, dafür mit sehr viel Eleganz. Und wieder liefern Winzer wie Huber, Rings, Jülg und Christmann (deren 2023er Pinots erst im folgenden Jahr releast werden) die besten Spätburgunder des Landes ab. Übrigens verweisen wir hier auch mit allerbestem Gewissen auf die Ortsweine und die Weine aus VDP.ERSTEN LAGEN. Allesamt in sehr geringen Quantitäten.